Der Kirschgarten

In „Der Kirschgarten” vergeht das Leben wie vom Sturm verweht und mäht dabei alle im Weg nieder. Denn Menschen sind viel schwächer, wenn sie sich dem Leben widersetzen, und sich die Zeiten mitleidlos ändern und wir uns mit ihnen. „Der Kirschgarten” ruft nicht nur die Schönheit unseres Alltags wach, sondern weckt Kindheitserinnerungen, die uns Streiche spielen und uns Freude bereiten, aber auch die traumatischsten Erfahrungen in sich bergen. Die Kindheit steht für das Licht und die Dunkelheit in uns allen, sie ist das verlorene Paradies und zugleich die Wurzel allen Kummers.
In dieser zärtlichen Lobrede auf die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens begegnen sich die Figuren, lassen sich trennen, lieben und leiden, stürzen sich in einen Generationenkampf, ohne die drohende Gefahr des geistigen Zerfalls dabei zu erahnen. Doch dieser Kampf ist oberflächlich, denn die Zeit vergeht, während sie im Nichtstun suhlen. So fliehen sie alle vor den Problemen des Alltags, vor der unabänderlichen Wirklichkeit und vor der ständigen Todesangst. Doch bald müssen sie feststellen, dass nichts schmerzhafter ist als die Tatsache, dass die Welt auf eine ungewisse Zukunft zusteuert.
„Der Kirschgarten” ist ein Weckruf, der den Mangel an echtem Dialog und die Unfähigkeit der Menschen anprangert, sich gegenseitig zu verstehen und tiefe Beziehungen aufzubauen. Vor allem aber ist „Der Kirschgarten” ein Theaterstück über menschliche Beziehungen und die Entwurzelung, die sich im Hier und Jetzt abspielt, in einer Welt, die von der drohenden Gefahr geprägt ist, die Liebe zu verlieren.

8. Oktober 2023, „FESTIS“ Internationales Theaterfestival, Chisinau, 6. Ausgabe, „G NDEȘTE LIBER“