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Visul unei nopți de vară – Carte de vise
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1.
(Summernightsdream) Nächte und Tage mit The Dream
Wenn Menschen Kobolde, Gespenster und Tiere werden…
Florian von Hoermann probt William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum im Nationaltheater “Radu Stanca”. Deutsche Abteilung. Regie: Florian von Hoermann, Vorpremiere: 16.02.2024, Premiere: 17.02.2024
Gechätzte über 400 Jahre alt, mit einer unendlich lange Inszenierungs- und Rezeptionsgeschichte, von Blick der Romantik so voll und ganz vereinnahmt ist uns Ein Sommernachtstraum das Stück der Stunde: Eine bittere Komödie, eine Spaßhafte Tragödie, sprengt dieses Stück alle Genre-Ketten. Hier gleiten und hetzen Traum und Realität unentwegt umeinander ineinander. Ein Stück Shakespeare, dass sich wie ein lebendiger Körper in unsere Gegenwart hineinwindet, hier in Sibiu, hier auf unsere Habitus-Probebühne.
Das Theater und die Probenerfahrung werden selbst zur Dreammachine. Zwischen Illusion und Realität, zwischen Fake und Fiktion machen wir uns auf die Suche nach dem, was unsere Gemütern umtreibt, die von den multiplen Krisen unserer Gegenwart Alltäglich heimgesucht werden. Provokant erotisch, wirr-wild und bösartig, reißt uns Ein Sommernachtstraum mit auf die Nachtseite des Mondes: Unser “Zauberwald” ist denn auch leergefegt, abgeholzt. Dieser angestammte Platz der Feen und Kobolde ist gerodet und planiert.
Heute, nach einem Proben freien Sonntag, erzählt einer unserer Schauspieler seinen Traum, noch ganz unter dessen Eindruck kommt er zur Morgenprobe:
“ Ich bin in meinem Elternhaus, irgendwo in einem Dorf. Das Elternhaus ist mir total vertraut, aber doch fremd. Ich trete in den Hof, der bevölkert ist von zahlreichen Menschen, die ich eigentlich alle zu kennen glaube, aber auch alle fremde Züge in ihren Gesichtern offenbaren. Zu ihren Füßen 20 Schlangen, alle wohlgeordnet mit Abstand zu den Nachbarschlangen. Und eigentlich winden sie sich nicht, sondern zucken und ich habe Angst durch sie hindurchzugehen. Allerdings eine von ihnen hat Ansätze von Füßen und ich denke, ich könnte es da einmal versuchen, vorbeizukommen”
Samstag, Probe: Hermias (Alb)Traum
Kurz zuvor hatte “unsere” Hermia, nach ihrer plötzlichen Flucht in den Wald, von ihrem vermeintlichen Liebhaber Lysander allein gelassen, in ihrer abgrundtiefen Einsamkeit einen erschreckenden Albtraum: Eine Schlange habe ihr Herz angenagt. Eine der Szenen im Sommernachtstraum, wo die plötzlich veränderte Situation den Puls des Stückes so grundlegend offenbart. Das einmal empfundene Vertrauen zu “ihrem” Lysander führte eben nicht zu der erhofften Nähe. Im Gegenteil. Der Traum hat sich in sein Gegenteil verkehrt.
Die Auswechselbarkeit der Liebenden, die sich im rasenden Begehren nachjagen - hier ist sie zur Qual geworden.
2.
06.02.24 - Proben im Habitus - LET THEM ENTERTAIN US -
Die Vorbereitung zu einer geplanten Hochzeit laufen auf Hochtouren. Das Fürstenpaar Athens beschwört und segnet die nun eigentlich vermeintlich glücklichen Paaren in den ersehnten? oder nur erhofften Kombinationen. Auf eigenartige Art und Weise demonstrieren und repräsentieren die Paare ihr Happy Ending. Alles sehnt sich nach entspannter Unterhaltung durch das “Quälend kurze Spiel von Pyramus und Thisbe”, dargeboten von der Handwerkertruppe, die in unerhörtem Lampenfieber ihrem Auftritt erwarten.
In letzter Sekunde findet sich der schmerzlich vermisste Zettel ein. Ihr Spiel wird höhnisch kommentiert von den im Publikum sitzenden VIPs, die jeden Fehler der Truppe zum Anlass nehmen, ihrem Affen Zucker zu geben. Einzige Ausnahme: Theseus, der sich vom katastrophalen Spiel der Handwerkertruppe begeistern lässt, gänzliche überfordert von den Reaktionen der Anderen und der abgeklärten Haltung seiner Hippolyta, die allen Liebespaaren, Dichtern und Irren teuflische Besessenheit bescheinigt.
Hier also die 3. der insgesamt 4 Theater auf dem Theater - Szenen unseres Sommernachtstraums.
Dass hier das scheiternde Spiel der Handwerkertruppe eigentlich eine Chance bietet, offenbart vielleicht die letzte Szene des Stückes, bei der die Handwerker nicht von ihrem einstudierten Stück lassen können. Die unbegreifliche Wiederkehr des tragischen, menschlichen Schicksal - des Todes als letztes Ereignis und letzte Station der ersehnten ewigen Verwandlung, versuchen sie in ihrer körperlichen Existenz aufzuspüren, auf andere Art zu verstehen. Im eigentlichen Sinne also ein Totentanz und eine beschworene Rettung in die Kunst? während hinter ihnen Bühnenarbeiter die Bühne abräumen.
3.
Zettels Traum:
“Ich bin mit 2 Leuten unterwegs, versuche, mit ihnen zu sprechen. Sie haben einen kleinen Hund bei sich, der immer, wenn ich das Gespräch suche, anfängt fürchterlich zu knurren. Nach wiederholten Versuchen, finde ich heraus, dass eine bestimmte Stellung meines Körpers, eine bestimmte Schrittfolge, den Hund beruhigen und ich endlich dann in Ruhe mit ihnen spreche. Diese Annäherungsversuche gleichen dann auch mehr einem Tanz. Der empfinde ich allerdings als überhaupt nicht unangenehm, vielmehr tanze ich ihn voller Neugierde”
Yannik, des den Zettel spielt und die berühmte radikale Verwandlung in einen Esel, in den sich Titania, die Königin der Waldgeister schlagartig und unsterblich verliebt, bewerkstelligen muss, erzählt mir diesen Traum. Wir unterhalten uns denn auch nicht über Hunde, aber über Esel, Ihre schönen Augen, ihre sprichwörtliche Störrigkeit. Im “Sommernachtstraum” ist der Esel natürlich das Potenteste der Tiere, berüchtigt für die Größe seines Geschlechtsorgans. Shakespeare hatte auf Motive der gleichnamigen Werke des spätantiken Dichters und Philosophen Apuleius zurückgegriffen, bei dem ein durch Hexerei in einen Esel verwandelter Protagonist tiefe Einblicke in die Abgründe der Alltagswelt der Menschen erhält.
Wegen seiner schönen, großen Ohren ,hört er die intimsten Geräusche und Gespräche.
Die Gestaltung der Eselmaske stellt für unsere Kostüm- und Maskenbildnerin Zsófia Gabór eine besondere, künstlerische Herausforderung dar. Die Eselsmaske muss praktikabel sein und trotzdem die fremdartige geisterhafte Magie der Verwandlung ermöglichen. Eine monströse Verstellung des Handwerkers Zettel, von Oberon (und seinem Puck aus Rachegelüsten) inititiert, soll Titania, die Königin der Waldgeister willenlos machen. Sie soll sich dem Esel Zettel in Verzückung hingeben. Oberon erhofft sich eine Wiederherstellung seiner Souveränität als Herrscher des Geister- und Feenreiches. Nach Erwachen wird sich Titania´s verzückte Liebe zu einem sterblichen Esel in Abscheu und Hass verkehren.
Ich denke über unsere Erfahrungen mit der sexuellen Revolution, die gegenwärtig sozusagen mündet in Fifty Shades of Grey, in der nahezu kein Skandal mehr das aufgeblasene positive öffentliche Bild des Sexes zu erschüttern vermag, gleichzeitig aber Me Too- und No Sex Bewegungen, sexkritisch und un-lustig - die Abkehr und Müdigkeit beim Anspruch es “möglichst wild” treiben zu müssen, demonstrieren. Welche Bedürfnisse werden in einer Hypersexualisierten Öffentlichkeit nicht erfüllt?- Nach Vertrauen, Zuneigung, Berührung, Zärtlichkeit und Anerkennung?
Wie viel Erinnerung an die Liebesnacht mit einem Esel sollte die Figur der Titania in den Szenen nach ihrem Aufwachen noch haben? The best Sex I ever had? Wie ist die Souveränität “ihres” Oberon gleichwohl unterminiert?
Morgen werden wir den Umzug auf die große Bühne haben. Wir sind aufs Äußerste gespannt, welche Bühne Elöd Golicza und sein Team für uns gezaubert hat.
4.
Da ist sie, die von Elöd Golisza geschaffene Bühne für Ein Sommernachtstraum.
Überwältigend, das bisher vorherrschende, strahlende Weiß der Bühnenelemente.
Hinten das angedeutete Portal des Athener-Palastes, ziemlich fragil, vor ihm erstreckt sich ein labyrinthartiges, mäanderndes System von potenziellen Gräben, ein gerodete Waldgebiet
vor den Toren des Palastes. Es erstreckt sich bis hin zur Vorderbühne und vorgestellt bis in den Zuschauerraum hinein.
Hier also suchen die verwirrten Geister des Waldes, der keiner mehr ist, ihr Zuhause. Hier verstricken sich Lysander, Hermia, Demetrius und Helena ins Dickicht ihres Begehrens und ihrer Leidenschaft.. Sie werden in dieser besonderen Nacht Verrat, Ohnmacht, Grausamkeit und Rausch erleben und dieses Labyrinth verändert wieder verlassen. Alles nur um am Ende zusammen mit Theseus und Hippolyta Hochzeit zu feiern zu können. Oberon und Puck werden ihr Unwesen treiben, Titania, die Königin der Feen- und Elfenwelt, ihre Nacht der Nächte mit einem Esel haben können…
Die völlige Auswechselbarkeit der Liebespartner: Demetrius liebt Hermia, Hermia Lysander ,später rennt Lysander Helena nach und Helena Demetrius, Demetrius anfangs Hermia, dann Helena. Worauf ihr Blick fällt, das wird gnadenlos geliebt. Unsere Besetzung mit Emöke Boldizar als Hermia, Daniel Bucher als Helena, Daniel Plier als Demetrius und Johanna Adams als Lysander bilden insgesamt ein erfahrenes Quartett, das die Darstellung ins Boshaft-Gewittrige zu treiben vermögen und in den berührendsten Momenten die Tragödie und Komödie erfahrbar machen: My Body is a Cage, no Escape possible.
Die Bühne erinnert so im noch relativ rohen und bisher ansatzweise ramponierten Zustand an ein Gemälde, die Ikone der Romantik - Caspar David Friedrichs “Wanderer über dem Nebelmeer”, allerdings wird diese romantische Ahnung im Zuge der Inszenierung einem Kettensägenmassaker zum Opfer fallen, an seinen Rändern ein zerstörtes Idyll von der imaginierten Welt als Wille und Vorstellung. Was bleibt? Vielleicht die Suche nach, die Erfahrung von der ungeheuren Sehnsucht nach der Sinnhaftigkeit eines Lebens.
Das Verlangen erschöpft sich fast völlig in Wettstreben und Ruhmsucht – Leidenschaften, die der grundsätzlichen Veranlagung entspringen. Sie „scheuen keine Gewalt, sich Weib, Kind und Vieh eines anderen zu unterwerfen […] das Geraubte zu verteidigen […] sich zu rächen für Belanglosigkeiten wie ein Wort, ein Lächeln, einen Widerspruch oder irgendein anderes Zeichen der Geringschätzung“. (Thomas Hobbes)
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